Heilpraktiker*innen sind keine Wellness-Dienstleister. Sie begleiten Menschen mit Beschwerden, Diagnosen und Sorgen. Eine klare Trennung in der Praxis ist nötig.
Menschen zwischen 13 und 44 Jahren geben viel Geld aus für präventive Anti-Aging Behandlungen. Sie legen immer mehr Wert auf sexuelle Gesundheit sowie Stress- und Angstmanagement. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von McKinsey. Die Berater vermuten nun, „ dass junge Menschen Wellness stärker priorisieren, weil sie häufiger von Gesundheitsproblemen wie Burn-out oder einem allgemein schlechteren Gesundheitszustand berichten als Ältere – aber auch, weil sie mehr gesundheitsbezogene Inhalte in sozialen Medien konsumieren“ (Spiegel, Nr. 24/7.6.2025, „Wachstumsmarkt Wohlbefinden“, S. 63)
Heilpraktiker sollten sich deutlich auf diesem Markt positionieren bzw. sich auch davon abgrenzen, um ihr Angebot nicht durch Wellness zu „verwässern“, denn Heilpraktiker sind keine „Wellness-Therapeuten“!
Wellness ist Lifestyle, die Arbeit eines Heilpraktikers ist Heilkunde. Die klare Trennung schützt beide Bereiche: die Integrität des Heilpraktikerberufs und die Unverfänglichkeit von Wellnessangeboten.
Rein rechtlich sind die Bereiche klar getrennt. Die Tätigkeit eines Heilpraktikers ist im Heilpraktikergesetz geregelt und beinhaltet Anamnese, Diagnose und therapeutisches Vorgehen, somit hat der Heilpraktikerberuf eine sehr große Verantwortung.
Wellness Behandlungen sind nicht ausdrücklich gesetzlich geregelt, sie haben keinen medizinischen Anspruch, sondern dienen dem Wohlbefinden und der Entspannung. Wellness beinhaltet keine Anamnese, keinen Therapieplan und keine „Heilung“ in dem Sinne, dass bei einer Krankheit Linderung verschafft wird.
Die unklare Trennung der beiden Bereiche kann in einer Praxis aber zu Problemen führen. Wird eine Behandlung als Wellness verkauft, aber enthält Elemente, die als Heilkunde gelten (z. B. Massage mit diagnostischem Anspruch), könnte der Heilpraktiker haftungsrechtlich in Schwierigkeiten geraten – oder sogar der Verdacht von Irreführung entstehen. Hier ist also Vorsicht angesagt.
Der Heilpraktikerberuf hat eine hohe Verantwortung und ein klares Ziel: Menschen mit Beschwerden zu helfen. Wellness ist Freizeitgestaltung, Entspannung und Lifestyle — das sollte man nicht vermischen, sonst wird die Professionalität der heilkundlichen Arbeit untergraben.
Gesundheit ist mehr als Wohlfühlen. Sie ist ein wertvolles Gut, das Kompetenz und Verantwortung verdient.