Prävention bedeutet, die Schwächen des Organismus frühzeitig zu entdecken, Gesundheitsrisiken zu erkennen und den Patienten so zu stärken, dass er diesen entgegenwirken kann. Die Naturheilkunde setzt somit nicht erst im akuten Krankheitsfall an, sondern idealerweise bevor es zu gesundheitlichen Problemen kommt.
In unserer alternden Gesellschaft hat diese Herangehensweise an Bedeutung gewonnen, da zum einen die Patienten wesentlich mündiger geworden sind und aktiv etwas für ihre Gesundheit tun wollen und andererseits auch in der aktuellen Gesundheitspolitik präventive Maßnahmen gefördert werden.
In der Naturheilkunde bedeutet Prävention vor allem die Selbstheilungskräfte des Organismus zu stärken. Darüber hinaus hat die Naturheilkunde aber auch viele Möglichkeiten, Schwachstellen des Organismus aufzudecken bevor sie zu Tage treten. Von der Irisdiagnose, Osteopathie und Ohrakupunktur bis hin zur Dunkelfelddiagnose und vielen anderen Ansätzen gibt es ein weites Feld an naturheilkundlichen Diagnosemöglichkeiten, um diese Schwachstellen ausfindig zu machen.
Insofern ist die Prävention von jeher ein wesentlicher Bereich der Naturheilkunde. Schon Hippokrates sagte „Deine Medizin soll Deine Nahrung sein“, das heißt, bereits 460 vor Christus wusste dieser Arzt, dass es jeder Patient selber in der Hand hat, sein Leben so zu führen, dass er möglichst lange gesund bleibt. Und dass diese Haltung eben schon mit der Ernährung beginnt. Auch das ist Naturheilkunde „pur“
Die Naturheilkunde versteht den Menschen als Ganzes – als Einheit aus Körper, Geist und Seele – und zielt nicht nur darauf ab, Symptome zu behandeln, sondern den Organismus so zu stärken, sodass Krankheiten gar nicht erst entstehen. Und genau deshalb passt Prävention perfekt zur Naturheilkunde. Naturheilkunde ist von ihrem Wesen her präventiv. Sie will den Menschen gesund erhalten, bevor Krankheit entsteht, und stärkt dabei seine Ressourcen und Selbstheilungskräfte auf sanfte, alltagstaugliche Weise. Gerade in unserer schnelllebigen, stressigen Zeit ist das ein wertvoller Ansatz, der sich gut mit moderner Präventionsmedizin verbinden lässt.
Ein besonderer Bereich in der Präventionsmedizin ist die Medizin des gesunden Alterns, der Prävention von Alterskrankheiten und Förderung der Lebensqualität bis ins hohe Alter. Man hört hier Begriffe wie Anti-Aging-Medizin, Mind-Body-Medizin oder auch der Longevity Medicine.
In den letzten Jahren hat sich gerade dieser Begriff auch international sehr etabliert, da er sich mit biomedizinischen, diagnostischen und therapeutischen Strategien beschäftigt, um altersbedingte Erkrankungen zu verzögern und die Spanne des gesunden Lebens zu verlängern.
Longevity bedeutet also nicht nur die reine Verlängerung des Lebens um eine bestimmte Anzahl an Jahren, eine Verlangsamung des Alterungsprozesses oder das Vermeiden von altersbedingten Beschwerden, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern es steht vielmehr die Erhöhung der Lebensqualität bis ins hohe Alter im Fokus. Ziel ist es, die Lebensjahre mit Qualität zu füllen und nicht nur die Quantität der Jahre zu erhöhen. (link zu https://deutsche-longevity-gesellschaft.de/longevity/).
Und hier kommen wir zu einem weiteren hochinteressanten Feld die Epigenetik. Das Thema Epigenetik also die Kombination aus Genen und Umwelteinflüssen wird aktuell intensiv erforscht.
Bereits auf der letzten Interbiologica haben wir über die Begriffe Epigenetik einiges hören können. Prof. Dr. rer. nat. Michaela Döll, Diplom-Biologin hat in Ihrem Vortrag „Epigenetik, Langlebigkeit und Immunseneszens – Was können Naturextrakte leisten? “ darüber berichtet wie auch Prof. Dr. med. Marion Raab, Ärztin und Osteopathin sowie Dozentin der Akademie für klinische Psychoneuroimmunologie (kPNI)in ihrem Vortrag „Klinische Psychoneuroimmunologie: ein faszinierender Brückenschlag zwischen Stress, Darm und Immunsystem“
Die Epigenetik wird uns noch öfters über den Weg laufen denn zu neu ist die Erkenntnis in der Wissenschaft, dass nicht nur unsere Gene selber sondern die Umwelt und Lebensbedingungen bis hin zur Ernährung einen Einfluss auf die Ausprägung der Gene haben und somit unsere Gesundheit maßgeblich stärken oder schwächen können.
Die Faktoren der Lebensführung wie gesunde Ernährung, geistige Fitness, soziale Bindungen, Bewegung und ausreichend Schlaf sind bedeutend für die Epigenetik. Und nicht nur für sie sondern auch für die Mind-Body-Medizin, der „healthy-aging“ Strömung.
Und letztlich kommen wir damit wieder zu den Wurzeln der Naturheilkunde zurück, zu Sebastian Kneipp, der diese Faktoren schon vor mehr als 200 Jahren postulierte. Wir sehen wieder einmal, wie die Erfahrungsmedizin ihren Wert hat umso mehr wenn sie durch aktuelle Forschungsergebnisse belegt wird.